Bosnia

Una River near Bihac

Einreise in ein Land, das wir bisher noch nicht kennen. Im Laufe der Zeit werden wir feststellen, welche bewundernswerte Unabhängigkeit sich dieses Land bis heute in Europa bewahrt hat. Abgesehen von der Hauptstadt, hat die westliche Welt des Konsums und der Amerikanisierung noch nicht den großen Einzug gehalten. Im Radio werden kaum englische Lieder gespielt, es gibt keine internationalen Marken, Shops oder auch Supermärkte, sondern man hält sich an das einheimische Angebot. Gegessen werden einheimische Gerichte, Fastfood gibt es nicht. Verständlicherweise bringt diese Tatsache auch den erkennbaren Missstand in diesem Land zutage. Schlechte Instandhaltung der Städte, kaum bestehende Infrastruktur und letztlich auch das Thema Schmutz und Müll. Touristisch noch sehr in den Anfängen und als Besucher eher sich selbst überlassen, auf eigene Faust mehr von Land und Leuten kennenzulernen. Jedoch hat uns dieses Land in Bezug auf seine Natur und die Menschen dort auf ganzer Linie begeistert. Die Offenheit und Hilfsbereitschaft zeigt sich schnell, viele der Leute, die man trifft, haben längere Zeit in Deutschland oder der Schweiz gelebt. Da fühlt es sich gut an, zu wissen, dass wir nicht allein dastehen werden, falls wir wen brauchen sollten.

Wir möchten am Ufer des großen Flusses Una einen schönen Platz finden. Jedoch stellen wir bald fest, dass jegliche Unterstützung an Apps oder Online Karten kaum hilfreich sind, da außer den großen Straßen kaum erschlossene dargestellte Landschaften zu finden sind. Wir werden also eher unmittelbar und ohne Vorbereitung nach Möglichkeiten vor Ort suchen müssen. Ebenfalls scheint es, als ob die größeren Straßen durch die Leitplanken an beiden Seiten kaum Möglichkeiten bieten, irgendwo in die Landschaft fahren zu können. Kilometerweit schlängeln wir uns durch die Landschaft und schauen auf den Fluss, es gibt jedoch keine Möglichkeit, von der Straße abzufahren. Durch Fragen und Ratschläge von Einheimischen, die vor einem Restaurant geparkt haben, erhalten wir den Tipp, am Einstiegspunkt der Kanuten beim Ortsausgang zu parken, dies sei ohne weiteres erlaubt. Na das werden interessante Tage…

 

Entry into a country which we do not know yet. Over time, we will see what an admirable independence this country has retained in Europe until today. Except for the capital, the western world of consumerism and Americanization hasn’t made the big entrance yet. Hardly any English songs are played on the radio, there are no international brands, shops or supermarkets, people stick to the local offer. Local dishes are eaten, there is no fast food. Understandably, this fact also brings to light the recognizable grievances in this country. Poor maintenance of the cities, hardly any infrastructure and finally the issue of dirt and garbage. In terms of tourism it is still in its infancy and as a visitor you are left to your own and get to know more of the country and its people by yourself. However, this country inspired us deeply in terms of its nature and the people there. The openness and willingness to help shows quickly, many of the people you meet have lived in Germany or Switzerland for a long time. So it feels good to know that we won’t be alone if we need someone.

 

We would like to find a nice place on the bank of the big river Una. However, we soon find out that any support through apps or online maps is hardly helpful, since there are hardly any developed landscapes to be shown apart from the big roads. So we will have to look for local opportunities more directly and without preparation. It also seems as if the larger roads hardly offer any opportunities to drive anywhere in the landscape due to the crash barriers on both sides. We meander through the countryside for miles, looking at the river, but there is no way to turn off the road. Through questions and advice from locals who parked in front of a restaurant, we receive the tip to park at the entry point of the canoeists at the end of the town, this is allowed without any worries. Those are going to be interesting days…

Kozara Nationalpark

Welch großer Wert auf die Erhaltung der Natur gelegt wird, lässt sich schon bei der Einfahrt in den Nationalpark erkennen. Für bosnische Verhältnisse unüblich ist hier am großen Einfahrtstor ein Eintrittsgeld zu entrichten. Die 2 Bosnischen Mark, die etwa einem Euro entsprechen, werden zur kleinen Hürde für uns, hat Steuermann doch kein Bargeld abgehoben, sondern bezahlt Lebensmittel und Sprit immer mit der Bankkarte. Der Ranger, ein älterer, sehr freundlicher Herr, der keinerlei Fremdsprachen spricht, entscheidet schon bald zu unserer Verwunderung, dass wir ohne Bezahlung einfahren dürfen und später beim Verlassen des Parks dann bezahlen sollen, wenn wir an einem der dortigen Restaurants Geld abgehoben haben. Welch wunderbare Geste, die uns viel Mühe erspart. Später dann beim Verlassen des Parks wird sich jedoch ein anderes Bild zeigen, nämlich schlechtes Wetter und Regen, was für den Ranger bedeutet, dass er unter solch widrigen unzumutbaren Umständen nicht am Tor stehen wird…

So machen wir eine erste Rundfahrt in diesem riesigen Areal und suchen auch nach einer Möglichkeit, uns mit Ausblick irgendwo hinzustellen. Das gestaltet sich jedoch eher schwierig, da es abseits der einen geteerten Straße kaum Alternativen gibt. Bald stellen wir fest, dass im näheren Umkreis einige Einheimische ihre Wochenendhäuschen im Wald gebaut haben und dorthin teilweise fahrbare jumbo-taugliche Schotterwege gezogen sind. Und tatsächlich können wir nach einiger Offroad-Fahrt ein kleines Stück grüner Wiese finden, die letztlich mitten im Nirgendwo zu liegen scheint. Kaum angekommen und uns richtig platziert, sind plötzlich Glöckchen zu hören, die uns ob ihrer Herkunft stutzig machen. Leider müssen wir feststellen, dass die kleine grüne Waldwiese eine Kuhweide ist und nach einigen Minuten sind wir von mehreren friedlichen weidenden Tieren inklusive ihrer Jungen umgeben. Mehr interessiert hätte uns, tatsächlich Bären zu sehen, aber auch über diesen Besuch freuen wir uns. Bald verschwinden sie auch wieder, jedoch wohin sie gehen und woher sie gekommen sind, werden wir nicht herausfinden.

Ein besseres Verständnis und noch größere Begeisterung zeigen sich uns beim Flug der Drohne weit hinauf und mit Blick in die Ferne. Wir können erkennen, was wir im Vorhinein über Bosnien schon gelesen haben. Das Land besteht zu 60 Prozent aus Wald. Wie klein und unscheinbar wir doch sind, wenn man aus dieser Höhe auf uns herab schaut. Keiner weiß, dass wir hier sind, die völlige Stille und Einsamkeit in dieser Weite fühlen sich rührend an. 

Eine wunderbare Nacht vergeht, Steuermann wird heute eine Wanderung unternehmen, die er sich in Form eines Rundweges vornimmt. Bald zeigt sich, dass durch internationale Gelder aus Amerika und Italien im Nationalpark viel Zukunftsarbeit und Erschliessung  möglich gemacht wurden. Es wurde ein Wegenetz mit Karten angelegt, bestehende Gebäude renoviert und zu Einkehr- und Übernachtungsplätzen umfunktioniert. Später wird erläutert, dass leider von diesen Geldern, die zur Verfügung gestellt werden, häufig nur ein Teil der Summe in das eigentliche Projekt fließen und größere Teile in privater Hand verschwinden. Trotz allem ist die Wanderung ein Vergnügen, die teilweise auch recht anspruchsvolle Stücke mit Klettern am Seil beinhalten. An einer Stelle scheint vor einem Holzhaus im ersten Moment ein Toilettenhäuschen zu stehen. Bei näherer Betrachtung handelt es sich dabei jedoch um einen Brunnen, der für die Wanderer von den Hausbesitzern zur Verfügung gestellt wird, um sich mit einem Seil und der beiliegenden Tasse frisches Wasser aus der Tiefe zu holen. Beim Blick nach unten ist allerdings nur eine eher unsaubere Brühe zu erkennen.

Am kommenden Morgen starten wir mit Bewölkung und Regen in den Tag. Ein wenig Unsicherheit macht sich breit, wie wir wohl bei den entsprechenden Verhältnissen unseren Weg aus dem Wald überwinden werden. Doch die Fahrt wird umso spannender und gestaltet sich durch den Nebel und die Feuchtigkeit als sehr spektakulär… bei Sonnenschein und auf trockenen Wegen kann ja jeder. 

 

The great importance, given to the preservation of nature can already be seen when entering the national park. Unusual by Bosnian standards, an entrance fee has to be paid at the large entrance gate. The 2 Bosnian marks, which correspond to about one euro, are a small hurdle for us, since Driver has not withdrawn any cash, but always pays for groceries and fuel with the bank card. The ranger, an older, very friendly gentleman who does not speak any foreign languages, soon decides to our amazement that we can drive in without paying and that we should pay later when leaving the park, after we have withdrawn money from one of the restaurants there. What a wonderful gesture that saves us a lot of trouble. However, later on leaving the park, the picture will be different, namely bad weather and rain, which means for the ranger that he will not be at the gate under such adverse unacceptable circumstances…

So we make a first round trip in this huge area and also look for a possibility to stand somewhere with a view. However, this turns out to be rather difficult, as there are hardly any alternatives apart from the one tarred road. We soon find out that in the immediate vicinity some locals have built their weekend cottages in the forest and that some of the jumbo-compatible gravel roads have been layed out there. And indeed, after some off-road driving, we can find a small piece of green meadow that ultimately seems to be in the middle of nowhere. As soon as we have arrived and placed ourselves correctly, we suddenly hear little bells that make us suspicious of their origin. Unfortunately we have to realize that the small green forest meadow is a cow pasture and after a few minutes we are surrounded by several peaceful grazing animals including their young. We would have been more interested in actually seeing bears, but we are also happy about this visit. They’ll be gone soon too, but we won’t find out where they’re going or where they came from.

A better understanding and even greater enthusiasm is seen when flying the drone far up and looking into the distance. We can see what we read earlier about Bosnia. The country consists of 60 percent forest. How small and inconspicuous we are when you look down on us from this height. Nobody knows that we are here, the complete silence and loneliness in this vastness feels touching.

A wonderful night goes by, Driver will go on a hike today, which he intends to do in the form of a circular route. It soon becomes apparent that international funds from America and Italy made a lot of future work and development possible in this national park. A network of paths with maps was laid out, existing buildings were renovated and converted into places to stop or even spend the night. Later it will be explained that unfortunately only part of the money that is made available flows into the actual project and larger parts disappear into private hands. Despite everything, the hike is a pleasure, which sometimes also includes quite demanding sections with rope climbing.

At first glance, there seems to be a toilet block in front of a wooden house. On closer inspection, however, it is a well that the homeowners have made available for hikers to use a rope and the enclosed cup to fetch fresh water from the depths. When looking down, however, only a rather unclean broth can be seen.

The next morning we start the day with clouds and rain. A little uncertainty spreads as to how we will make our way out of the forest under the given conditions. But the ride is all the more exciting and turns out to be very spectacular due to the fog and the humidity… anyone can do it in sunshine and on dry roads.

 

Doboj City Visit

Snijeznica Reservoir

Srebrenik Fortress and Stari Grad

Bosnia Impressions